Den richtigen Beruf zu finden ist nicht einfach, zu groß ist einfach die Auswahl. Zahlreiche Ausbildungs- und Studiengänge, Weiterbildungsmöglichkeiten oder der Quereinstieg in ein komplett neues Berufsfeld lassen dieses breite Angebot zur Qual der Wahl werden. Viele Berufe verändern sich, neue werden geschaffen, die Digitalisierung und Globalisierung treibt diesen Fortschritt immer mehr voran. Doch was ist schließlich für mich am besten geeignet? Welcher Beruf passt zu mir, meinen Interessen und meinen Stärken? Soll ich nach der Schule lieber eine Ausbildung oder ein Studium machen? Wie geht es schließlich weiter?
All diese Fragen stellen sich Berufseinsteiger, bevor sie sich letztlich auf einen Bereich festlegen müssen. Dieser Prozess kann sogar Jahre dauern, zu komplex ist die Berufswelt und zu viele Möglichkeiten stehen den Bewerbern offen. Dennoch gibt es ein paar Tipps und Entscheidungshilfen, die dich bei der Wahl unterstützen können und welche wir dir in diesem Artikel genauer zeigen werden.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berufsfindung ist ein individueller Prozess, der die persönlichen Interessen, das Können und Wissen sowie die Wünsche in die Wahl einbezieht und man auf Grundlage dieser Faktoren eine Entscheidung trifft,
- Die Berufswahl wird vor allem durch persönliche und soziale Faktoren beeinflusst, bezieht aber auch das Bildungsniveau sowie die Karriere- und Entwicklungschancen der einzelnen Berufsfelder mit ein.
- Bei der Berufswahl unterstützen können vor allem Berufsfindungsmessen, Karrieretage, die Agentur für Arbeit oder das Absolvieren verschiedener Praktika.
Hintergründe: Was du über die Berufswahl wissen solltest
An dem Punkt der Berufswahl steht jeder in seinem Leben irgendwann mal. Doch welcher Beruf ist der richtige für mich? Wie finde ich überhaupt heraus, was mir Spaß macht und welche meiner Stärken passen am besten zu welcher Branche?
Um dir eine kleine Entscheidungshilfe zu geben und dich bei deiner Berufswahl zu unterstützen, werden wir genau diese Fragen und noch mehr in den folgenden Abschnitten genauer beantworten.
Wodurch kann die Berufswahl beeinflusst werden?
Zunächst gibt es die persönlichen Faktoren. Das sind beispielsweise die Eignung für einen Beruf, deine Stärken und Schwächen, Charaktereigenschaften und deine eigene Vorstellung von deinem Traumjob. Solche Faktoren können viele Berufe bereits im Voraus ausschließen, besonders deine Stärken und Schwächen entscheiden darüber, welcher Beruf für dich überhaupt infrage kommt.
Soziale Faktoren haben ebenfalls einen sehr großen Einfluss auf die Entscheidungsfindung. Das sind zum einen deine Familie und Freunde sowie deine schulische oder berufliche Bildung. Auch die Schichtzugehörigkeit und der Beruf der Eltern spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Oftmals suchen sich junge Erwachsene entweder denselben Beruf aus, wie die Eltern oder aber möchten in einer ähnlichen Branche dieser Tätigkeit nachgehen.
Darüber hinaus wird die Wahl des richtigen Berufes neben den persönlichen Stärken und Schwächen am stärksten von der Bildung beeinflusst. Der Notendurchschnitt und die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt sowie freien Stellen sind dabei natürlich entscheidend für das weitere Vorgehen.
Auch die Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten spielen bei Bewerbern eine immer größere Rolle, denn der Beruf sollte nicht nur Spaß und Freude bereiten, sondern auch noch möglichst gute Aussichten auf ein hohes Gehalt oder eine hohe Stellung bieten.
Wie finde ich heraus, welcher Beruf zu mir passt?
Zunächst einmal sind das Fragen, die sich auf deine persönlichen Talente beziehen, denn diese können viele Berufe bereits ausschließen oder aber in die engere Auswahl ziehen. Anschließend solltest du auch über die Vorstellungen bezüglich deines Traumberufes nachdenken.
Fähigkeiten und Talente
Wie bereits erklärt, können deine Talente einige Berufe bereits in die engere Auswahl nehmen. Folgende Fragen solltest du dir daher unbedingt beantworten:
- Worin bist du gut?
- In welchen Bereichen kannst du dich schnell verbessern?
- Welche Interessen verfolgst du?
- Woran hast du am meisten Spaß?
Dein zukünftiger Job soll schließlich zu deiner Persönlichkeit passen, damit du dich einerseits beruflich weiterentwickeln kannst, andererseits aber auch zufriedener bist.
Denn wenn du keinen Raum für Entwicklung siehst und die Aufgaben deines Jobs so gar nicht dem entsprechen, was du dir eigentlich vorgestellt hast, wirst du mit der Zeit unglücklich und nicht zu 100 Prozent hinter dem stehen, was du machst.
Vorstellungen des Berufes
Nicht jeder Mensch hat die gleichen Vorstellungen von seinem Traumjob. Die einen arbeiten gerne in einem Team und brauchen den Austausch, um produktiver zu sein. Andere wiederum sind gerne für sich und benötigen Ruhe, um konzentriert zu sein.
Manche Menschen sind offen für das Reisen und wechselnde Standorte, manche sind Heimatverbunden und möchten an einem zentralen Ort arbeiten. Was stellst du dir also vor, wenn du an deine berufliche Zukunft denkst?
- Wie sollten die Arbeitsbedingungen aussehen?
- Legst du Wert auf eine steile Karriere?
- Wie sollten deine Arbeitszeiten aussehen?
- Ist dir ein hohes Gehalt wichtig?
- Strebst du irgendwann eine Führungsposition an?
Natürlich spielen heutzutage die Themen Karriere und Persönlichkeitsentwicklung eine immer größere Rolle – sowohl für Bewerber als auch Unternehmen. Mache dir daher klar, wo du beruflich hin möchtest und welche Ziele du dabei verfolgst. Vor allem solltest du herausfinden, was dir hinsichtlich deines Traumjobs am wichtigsten ist.
Stellenwert der Arbeit
Genauso, wie die Vorstellungen des Traumberufes auseinandergehen, unterscheiden sich auch die Ziele, die Menschen mit der Ausübung des Jobs erreichen möchten.
Ein Beruf bedeutet nicht für jeden das gleiche, der Stellenwert im Leben kann dabei stark variieren. Wichtig ist, dass du für dich selber herausfindest, wie viel Raum du deinem Job einräumen möchtest und was du persönlich unter dem Wort „Beruf“ verstehst.
Was möchtest du mit deinem Beruf erreichen? Reicht es dir, durch ein festes Gehalt deinen Lebensunterhalt zu verdienen oder ist dir auch deine persönliche Entwicklung wichtig? Brauchst du Erfolg im Job, um auch persönlich glücklicher zu sein oder dient der Beruf lediglich dem Mittel zum Zweck?
Vorstellungen von der Zukunft
Auch, wenn diese Frage vielen Menschen im Vorstellungsgespräch sehr schwerfällt, musst du eine Antwort darauf finden. Denn davon hängt deine Berufswahl ebenso ab, wie von den anderen Faktoren auch.
Darüber hinaus bieten viele Berufe eine steilere Lernkurve, als andere. Ebenso sind die Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten nicht in jeder Branche identisch. Daher solltest du wissen, wo du hin möchtest, um vor diesem Hintergrund bereits die passende Tätigkeit auswählen zu können.
Vor allem solltest du dir dabei darüber klar werden, wie deine persönliche Zukunft, abseits der Arbeit aussehen soll. Möchtest du eine Familie gründen und häuslich werden? Bist du eher ein Freigeist, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen?
Auch das kann die Berufswahl stark beeinflussen. Familienmenschen werden sich wahrscheinlich eher gegen einen Job entscheiden, in dem sie viel unterwegs und kaum zuhause sind.
Soll ich lieber ein Studium oder eine Ausbildung machen?
Manche Berufe erfordern ein Studium, für andere reicht auch eine Ausbildung vollkommen aus, die dir trotzdem eine steile Entwicklungskurve ermöglicht. Möchtest du beispielsweise Arzt werden, ist die Aufnahme eines Studiums unerlässlich.
Für Mediengestalter kann sich zunächst eine Ausbildung mit einem anschließenden Studium bezahlt machen, da die Praxisnähe in der Ausbildung in solchen Berufen von großem Vorteil ist.
Eine Grundsatzfrage, um dir die Entscheidung zu erleichtern ist schlichtweg: Theorie oder Praxis? Was liegt dir mehr? Möchtest du lieber direkt ins Berufsleben einsteigen und dein erstes Geld verdienen oder strebst du einen höheren Bildungsgrad an und bist bereit, deine praktischen Erfahrungen erst später zu machen?
Grundsätzlich gilt natürlich: Die Entscheidung für das ein oder andere ist nicht die Endstation. Nach der Ausbildung kannst du immer noch studieren, um deine Einstiegs- und Karrierechancen zu verbessern. Andersherum gilt das natürlich auch, wenn es auch etwas ungewöhnlicher ist.
Jedoch solltest du nicht den Fehler machen und dich zunächst für ein Studium und dann für einen Job entscheiden. Lege immer zuerst deinen Beruf fest und informiere dich dann über die verschiedenen Wege dorthin und darüber hinaus auch über die Karrierechancen, die sich für dich durch deinen Abschluss ergeben.
Ergeben sich bessere Möglichkeiten, wenn du als Studienabgänger einsteigst? Welche Wege stehen dir mit einer Berufsausbildung zur Verfügung? Gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten? Auch dabei stehen natürlich wieder die Fragen bezüglich deiner Vorstellungen, dem Stellenwert der Arbeit und deiner Zukunft im Vordergrund.
Wie kann ich meine Stärken erkennen und meinen Traumjob auswählen?
Bist du so gar nicht kreativ oder begabt im Umgang mit verschiedenen Computerprogrammen, ist der Job als Designer oder Mediengestalter wohl eher nicht so optimal für dich geeignet.
Mache dir also eine Liste, in der du all deine Stärken und Schwächen aufzählst. Frage hier auch Freunde und Familie und bitte sie um eine Einschätzung deiner Persönlichkeit. Im Berufsleben besonders wichtig sein können beispielsweise:
- Teamfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Empathie
- Kritikfähigkeit
- Durchsetzungsstärke
- Belastbarkeit
- Selbstdisziplin
- Selbstreflexion
Darüber hinaus fordern, wie anhand des Beispiels bereits erklärt, gewissen Berufsbilder auch spezifische Soft Skills, die dich für den Beruf qualifizieren oder eben nicht.
Wenn du merkst, dass du nicht über die Stärken und Schwächen verfügst, die aber vielleicht für deinen Traumjob essenziell sind, kannst du diese teilweise auch erlernen. Diesen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung durchläuft man allerdings nicht in wenigen Wochen – nimm dir dafür also ausreichend Zeit.
Wer kann mich bei der Berufswahl unterstützen?
Daher ist es immer ratsam, solche Angebote wahrzunehmen und in den Prozess der Berufsfindung einzubeziehen.
Agentur für Arbeit
Die Agentur für Arbeit ist wohl jedem ein Begriff und sozusagen die bekannteste Möglichkeit, sich für einen Beruf zu entscheiden. Das Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit ist eine gute Anlaufstelle, solltest du noch etwas Beratung suchen und eigentlich noch gar keine Vorstellung davon haben, was du mal werden möchtest.
Job- und Karrieremessen
Job- und Karrieremessen sind ebenfalls eine gute Anlaufstelle im Prozess der Berufsfindung. Jährlich werden in Deutschland etwa 200 Messen veranstaltet. Auch Hochschulen bieten oftmals ganz eigene Jobmessen an und laden schließlich Unternehmen ein, welche genau auf das Studienangebot und die Zeit danach passen.
Vor allem kannst du direkt vor Ort Erfahrungsberichte aus erster Hand sammeln und dir durch den direkten Austausch mit Berufstätigen ein erstes Bild über den Arbeitsalltag und die Karrierechancen machen.
Praktikum
Ein Praktikum ist erst dann sinnvoll, wenn du schon konkrete Vorstellungen von deinem künftigen Traumjob hast. Dadurch erhältst du die Gelegenheit, gleich in den Berufsalltag einzusteigen und erste Eindrücke zu sammeln. Möglicherweise ist dieser Bereich schließlich doch nicht das, was du dir vorgestellt hast oder aber bekräftigt deinen Wunsch, genau diese Tätigkeit ausüben zu wollen.
Auch hier kannst du dich wieder aus erster Hand über die verschiedenen Karrierewege und Arbeitsbedingungen informieren und deinen Praktikumsbetreuern alle Fragen rund um den Beruf stellen.
Berufsfindung: Methoden und Vorgehensweise im Überblick
Der Prozess der Berufsfindung ist sehr langwierig und braucht Zeit. Das ist aber auch gut so, denn schließlich sollte deine Entscheidung gut durchdacht und genau auf deine Wünsche und deine Persönlichkeit abgestimmt sein.
Neben all den Informationen, die wir dir in diesem Artikel mit auf den Weg gegeben haben, gibt es schließlich auch Methoden, die dir bei der Berufsfindung Schritt für Schritt helfen können.
Selbstanalyse
Ganz am Anfang steht, wie wir dir schon erklärt haben, deine Kompetenzanalyse. Du solltest dir über deine Stärken bewusst sein und nicht allein deine Interessen sowie Wünsche in den Vordergrund stellen.
Der perfekte Beruf sollte sowohl zu deiner Persönlichkeit als auch zu deinen Zielen und Vorstellungen passen. Informiere dich über die Skills, die du für den Beruf benötigst, den du dir für dich vorstellst. Vorab solltest du allerdings unbedingt herausfinden, welche Talente und Stärken zu überhaupt besitzt.
Berufsfindungstests
Um sich besser für einen Beruf entscheiden zu können, gibt es im Internet bereits vermehrt sogenannte Berufswahltests, die durch gezielte Fragen zu deiner Persönlichkeit oder deinen Vorstellungen den passenden Beruf vorschlagen oder dir verschiedene Anhaltspunkte liefern. Auch die Agentur für Arbeit bietet solche Tests an, jedoch kannst du auch über andere Plattformen daran teilnehmen.
Kindheitsträume und Vorbilder
Natürlich stellt man sich als Kind immer vor, wer oder was man in der Zukunft werden möchte. Diese Vorstellungen werden mit der Zeit zwar durch äußere Einflüsse und deine persönliche Entwicklung verändert, jedoch kann sich hinter deinen Kindheitsträumen auch eine gewisse Motivation erkennen lassen.
Das bedeutet nicht, dass du nun Arzt oder Lehrer werden musst, allerdings kannst du daran erkennen, welche Motivation du vielleicht mit deinem Beruf verfolgen möchtest.
War es dein Traum Lehrer zu werden, kannst du daraus schließen, dass du möglicherweise Spaß daran hättest, anderen etwas beizubringen. Wolltest du immer Arzt oder Krankenschwester werden hast du möglicherweise eine ausgeprägte helfende Motivation.
Auch Vorbilder können deine Berufswahl beeinflussen, schließlich sollen sie auch genau das tun. Hast du bestimmte Vorbilder, beispielsweise deine Eltern oder solche aus der Berufswelt? Was fasziniert dich an ihnen? Welche Eigenschaften von ihnen hättest du auch gerne? All das kann ebenfalls ein Faktor sein, der deinen Traum nochmal komplett ändern kann und du den für dich perfekten Beruf findest.
Fazit
Wer vor der Berufswahl steht, hat mit einigen Hürden zu kämpfen. Die vielen Möglichkeiten sind eine Sache, die eine Entscheidung sehr schwer machen. Daneben steht aber auch die Angst, sich falsch zu entscheiden oder das Problem, sich selbst und seine Vorstellungen noch gar nicht genau zu kennen. Deshalb solltest du dir vorab einige Fragen stellen und Hilfe bei der Berufsfindung in Anspruch nehmen. Viele Berufe sind bisher noch recht unbekannt, entwickelten sich erst im Zuge der Digitalisierung und passen womöglich perfekt zu deinen Plänen.
Vor allem solltest du dir genug Zeit bei der Auswahl lassen und früh genug damit anfangen, denn dies ist ein sehr langer Prozess, in dem du dich wahrscheinlich noch mehrmals unentschieden wirst, bevor du dich endgültig festlegst. Doch auch hier ist eines wichtig zu sagen: Deine Berufswahl muss niemals die Endstation sein. Sehr einfältig sind heutzutage die Möglichkeiten für Quereinsteiger oder eine Weiterbildung, solltest du merken, dass du vielleicht nicht zu 100 Prozent zufrieden bist.
Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
[1] https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/welche-berufe-passen
[2] https://jobs.zeit.de/campus/berufstest?wt_zmc=sea.ext.zonpmr.sem.bot-sea.boa.sea-anzeige.welcher-beruf-passt-zu-mir.x&utm_medium=sea&utm_source=sem_zonpmr_ext&utm_campaign=bot-sea&utm_content=boa_sea-anzeige_welcher-beruf-passt-zu-mir_x&gclid=EAIaIQobChMIhPa4qPrs6gIVGuh3Ch1V0ACPEAAYAiAAEgKv-fD_BwE
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