Wer träumt nicht irgendwann einmal davon, sein eigener Chef zu sein und sein Geld unabhängig zu verdienen. Das dürften die Wenigsten unter uns sein. Eine Möglichkeit, sein eigenes Geld zu verdienen, ist eine Tätigkeit als Freelancer. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, wo du deine Kunden finden kannst, welche Steuern du zu zahlen hast – diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
- 2 Definition: Was ist ein Freelancer?
- 3 Hintergründe: Was du über Freelancer wissen solltest
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4 Arbeiten als Freelancer: Die besten Tipps
- 4.1 Muss ich als Freelancer ein Gewerbe anmelden?
- 4.2 Welche Steuern und Versicherungen muss ich als Freelancer zahlen?
- 4.3 Wie finde ich als Freelancer meine Kunden?
- 4.4 Gibt es Förderungen für Freelancer?
- 4.5 Wie kann ich als Freelancer meinen Job sicherer machen?
- 4.6 Wie erkenne ich “schlechte Kunden”?
- 5 Fazit
- 6 Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
Das Wichtigste in Kürze
- Freelancer arbeiten unabhängig, sie sind keinem Chef unterstellt und somit auch nicht weisungsgebunden.
- Sehr oft sind sie für mehrere Unternehmen gleichzeitig tätig.
- Freelancer können ihre Arbeitszeit, aber auch ihr Arbeitspensum selbst einteilen. Natürlich haben sie dabei aber auch von Kunden gesetzte Deadlines einzuhalten.
Definition: Was ist ein Freelancer?
Der Begriff Freelancer stammt aus dem Englischen und geht auf das Mittelalter zurück. Damals wurden freie Lanzenträger (englisch: Freelancer) von verschiedenen Rittergütern oder Armeen angeworben, um für diese zu kämpfen. Sie verdingten sich also für fremde Herren. Genauso verhält es sich auch heute bei den Freelancern: Sie werden für verschiedene – meist gewerbliche Kunden – tätig, ohne bei ihnen angestellt zu sein.
Hintergründe: Was du über Freelancer wissen solltest
Freelancer werden umgangssprachlich auch als freie Mitarbeiter oder Freiberufler bezeichnet. Dabei gibt es teilweise deutliche Unterschiede, nur sind sie auf den ersten Blick nicht so schnell ersichtlich. Wir möchten hier für etwas mehr Klarheit sorgen.
Was ist der Unterschied zwischen Freelancer und Freiberufler?
Des Weiteren besteht für einige freie Berufe eine Kammerpflicht. Diese Berufe werden als kammerfähige freie Berufe bezeichnet, dass heißt, die Person muss sich bei ihrer Standeskammer registrieren lassen. Kammerfähige freie Berufe üben unter anderem Ärzte aller Fachgebiete, Apotheker, Psychotherapeuten, Architekten, (beratende) Ingenieure, Rechtsanwälte und Notare, aber auch Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer aus. Ein Freelancer unterliegt dieser Kammerpflicht nicht.
Ein Freelancer ist ein freier Mitarbeiter, der in der Regel von mehreren Arbeitgebern Aufträge bekommt. Diese können beispielsweise projektbezogen sein. Ein Freelancer arbeitet weisungsunabhängig, da er im Unternehmen nicht angestellt ist. Es handelt sich also um ein Beschäftigungsverhältnis. Bei Freiberuflern hingegen handelt es sich um ganz bestimmte Berufe.
In welchem Verhältnis steht ein Freelancer zum Unternehmen?
Im Gegensatz zum Festangestellten muss ein Freelancer sämtliche Sozialabgaben und auch die Einkommenssteuer selbst in vollem Umfang zahlen.
Lohnt sich die Tätigkeit als Freelancer für mich?
Sehr sinnvoll ist es beispielsweise, sich die eigenen Mitbewerber genauer anzusehen und sich selbst folgende Fragen zu beantworten: Welche Dienstleistungen bieten sie an? Welche Serviceleistungen gehören zu ihrem Portfolio? Wie sehen ihre Preise aus? Spätestens dann, wenn du einen eigenen Businessplan aufstellst (unter anderem für Gründerzuschuss oder Darlehen unerlässlich), musst du diese Fragen beantworten.
Bei den Preisen solltest du natürlich auch den Standort des dich beauftragenden Unternehmens im Auge behalten. In München, Stuttgart und Umgebung sowie in Hamburg kannst du sicher höhere Preise ansetzen als beispielsweise in den neuen Bundesländern, in Schleswig-Holstein oder in Niedersachsen.
Wie sieht die Zukunft der Freelancer-Tätigkeit aus?
Arbeiten als Freelancer: Die besten Tipps
Gerade in der Anfangszeit wird die Arbeit als Freelancer nicht einfach. Deshalb solltest du dir schon vorab Gedanken darüber machen, welche Kunden du ansprechen möchtest, welche Dienstleistungen du bietest und welche finanziellen, technischen und räumlichen Grundlagen vorhanden oder zu schaffen sind. Hast du regelmäßig Kundenkontakt, benötigst du vermutlich ein Büro, in dem du deine Kunden empfangen kannst. Wirst du für Unternehmen direkt vor Ort oder online tätig, reicht ein Arbeitszimmer zu Hause vermutlich erst einmal aus. Du kannst dich aber auch in sogenannten Co-Working-Spaces einmieten und hier ein eigenes Büro nutzen.
Grundsätzlich ist es ratsam, sich auch als Freelancer seine Arbeitszeiten genau einzuteilen. Vielleicht ist es für dich sinnvoll, von 8 bis 12 Uhr und später noch einmal von 14 bis 17 Uhr, vielleicht aber auch von 18 Uhr bis 22 Uhr zu arbeiten. Auf jeden Fall solltest du die Zeiten fest einplanen. Natürlich kann immer mal etwas dazwischen kommen – sei es nun ein krankes Kind, das den ganzen Tag deine Aufmerksamkeit braucht, ein wichtiger privater Termin, die kurzfristig geschlossene Kindertagesstätte, der Stundenausfall an der Schule et cetera. Die liegengebliebene Arbeit kannst du dann vielleicht am Abend nachholen – und genau das ist einer der größten Vorteile der Tätigkeit als Freelancer.
Muss ich als Freelancer ein Gewerbe anmelden?
Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, ein Gewerbe auch dann anzumelden, wenn du nach § 19 EStG als Kleinunternehmer giltst. Als Kleinunternehmer darfst du im ersten Jahr einen Umsatz von maximal 17.500 Euro erzielen, im Folgejahr dann von maximal 50.000 Euro, ohne dass du Umsatzsteuer zahlen musst. Für das dritte Jahr gilt dann hingegen die Umsatzsteuerpflicht, falls deine Einnahmen im Jahr zuvor 17.500 Euro überschritten haben.
Das gilt auch dann, wenn deine Einnahmen jetzt wieder unter den 17.500 Euro liegen. Dein Ziel sollte es natürlich sein, deine Einnahmen kontinuierlich zu steigern.
Welche Steuern und Versicherungen muss ich als Freelancer zahlen?
Grundsätzlich bist du auch als Freelancer einkommensteuerpflichtig und hast Sozialabgaben zu entrichten. Du musst allerdings den Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben selbst abführen, es sei denn, du bist Mitglied in der Künstlersozialkasse (KSK). Sofern du zu den Berufsgruppen gehörst, die von der KSK aufgenommen werden, solltest du einen Aufnahmeantrag stellen.
Erzielst du Einnahmen von mehr als 17.500 Euro, so bist du umsatzsteuerpflichtig. Die Umsatzsteuer schlägst du auf deinen Rechnungsbetrag auf und führst sie regelmäßig – meist quartalsweise – an das Finanzamt ab. Je nach ausgeübter Tätigkeit liegt die Umsatzsteuer bei 7 oder 19 Prozent. Da die Finanzämter bei ihren Einschätzungen zur 7- und 19-Prozent-Versteuerung oft verschiedener Auffassung sind, ist es ratsam, vorher mit dem zuständigen Sachbearbeiter Rücksprache zu halten und diese Informationen auch schriftlich festzuhalten.
Unabdingbar sind des Weiteren eine Betriebshaftpflichtversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und unter Umständen auch eine Krankentagegeldversicherung. Arbeitest du von zu Hause aus, solltest du auch eine Gebäude- und Hausratversicherung abschließen. Besuchst du deine Kunden vor Ort, so benötigst du ein Fahrzeug. Um hier im Schadensfall abgesichert zu sein, ist der Abschluss einer Kfz-Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben. Sehr sinnvoll ist zudem der Abschluss einer Voll- oder Teilkaskoversicherung.
Wie finde ich als Freelancer meine Kunden?
Hierzu gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Grundsätzlich wichtig ist das Networking, und das sowohl online als auch offline. Gerade im Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, mit potenziellen Geschäftspartnern und Kunden in Kontakt zu treten, auch wenn die klassische Kaltakquise nur in stark begrenztem Maße möglich ist.
Sehr empfehlenswert ist etwa die Anmeldung bei Xing und LinkedIn. Bei Xing gibt es zahlreiche Gruppen, in denen immer wieder mal neue Aufträge eingestellt werden. Mit der Suchfunktion hast du aber auch die Möglichkeit, direkt nach Personen – beispielsweise in deiner Region – zu suchen, für die deine Dienstleistungen von Interesse sein könnten.
LinkedIn ist internationaler ausgerichtet. Hier triffst du potenzielle Kunden aus aller Welt. Bei beiden Plattformen kannst du dir ein Netzwerk schaffen, in dem ihr euch gegenseitig unterstützt.
Zu den großen Playern gehört aber auch Facebook. Hier findest du zahlreiche Gruppen, in denen regelmäßig Aufträge eingestellt werden. Bei einigen kannst du deine Dienstleistungen auch selbst präsentieren. Dabei gilt es natürlich, die von den Administratoren aufgestellten Regeln einzuhalten.
Möchtest du erst einmal in die Tätigkeit hineinschnuppern, so kannst du dich auch auf Plattformen wie Textbroker.de, Content.de, Mach-du-das.de, das-auge.de und einigen weiteren umschauen. Hier ist die Bezahlung aber oft sehr gering, weshalb wir dir eher raten, diese Plattformen vielleicht als Starthilfe zu nutzen, dann aber deine eigene Kundenakquise zu verstärken und vollkommen unabhängig zu arbeiten. Die Plattformen kannst du dann bei Bedarf als Lückenfüller nutzen.
Im Laufe der Zeit wirst du dir sicher einen Kundenstamm aufgebaut haben, von dem du immer wieder neue Aufträge erhältst. Vielleicht sucht aber auch einer deiner Netzwerkpartner gelegentlich Unterstützung und du gewinnst ihn als neuen Auftraggeber.
Ist ein Auftraggeber mit deinen Leistungen zufrieden, so wird er dich vielleicht an Geschäftspartner weiterempfehlen. Pflege deshalb regelmäßig auch Kontakte mit früheren Kunden, schicke ihnen eine E-Mail oder einen kleinen postalischen Gruß zum Weihnachtsfest und du wirst in guter Erinnerung bleiben.
Gibt es Förderungen für Freelancer?
Startest du aus der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit, kannst du bei der Bundesagentur für Arbeit einen Gründerzuschuss beantragen. Empfänger des Arbeitslosengeldes I (ALG I) erhalten zu ihren monatlichen Bezügen weitere 300 Euro, und das für einen Zeitraum von neun Monaten. Danach besteht die Möglichkeit, einen neuen Antrag zu stellen und so für die nächsten sechs Monate einen nochmaligen Zuschuss von 300 Euro monatlich zu erhalten. Die normalen Bezüge fallen dann allerdings weg. Voraussetzung für die Gewährung des Zuschusses ist unter anderem, dass noch mindestens 3 Monate Anspruch auf ALG I besteht.
Auch Hartz-IV-Empfänger können bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit auf staatliche Unterstützung hoffen. Sie haben die Möglichkeit, ein sogenanntes Einstiegsgeld zu beantragen. Im Falle eines positiven Entscheides erhalten die Hartz-IV-Empfänger zu den regulären monatlichen Bezügen noch einmal 50 Prozent der ursprünglichen Leistung hinzu. Zuvor muss jedoch eine Stellungnahme der IHK eingeholt werden, in der die Erfolgsaussichten des Firmenkonzeptes eingeschätzt werden.
Wie kann ich als Freelancer meinen Job sicherer machen?
Im Laufe der Zeit solltest du deinen Kundenstamm immer mehr verbreitern. Dabei ist auch die regelmäßige Kontaktpflege wichtig. Frage ruhig von Zeit zu Zeit einmal an, ob deine Kunden neue Aufträge für dich haben. Habt ihr vereinbart, auch zu einem bestimmten Zeitpunkt einmal wieder zu melden, so vermerke dir das im Kalender und halte dich daran.
Des Weiteren empfehlen wir dir, die Auftragsformen zu mischen. Versteife dich also nicht nur auf eine Dienstleistung, sondern biete ein ganzes Paket an. Obwohl eine gewisse Spezialisierung von Vorteil sein kann, solltest du dir mindestens noch ein zweites Standbein aufbauen.
Hast du beispielsweise Anglistik studiert, so könntest du jetzt die Möglichkeit nutzen, dich als Texter oder Journalist selbstständig zu machen. Zugleich kannst du dann aber auch deine Dienste als Übersetzer anbieten. Vielleicht hast du aber auch Lust, die Texte oder Arbeiten anderer zu lektorieren oder Korrektur zu lesen? Das könnten dann die beiden nächsten Standbeine für dich sein.
Jedem Selbstständigen raten wir, rechtzeitig Rücklagen zu bilden, um auftragsschwächere Zeiten, aber auch den eigenen Urlaub finanziell überbrücken zu können. Denn diesen solltest du dir auf jeden Fall gönnen. Und wenn es am Anfang auch nur eine Woche ist. Auch in Krankheitszeiten wirst du kaum Einnahmen generieren.
Hast du eigene, noch kleine Kinder, so wirst du auch ihretwegen öfter ausfallen oder deine Arbeit in geringerem Umfang erst abends erledigen können. Deshalb solltest du auch für diesen Fall Rücklagen bilden. Und spätestens Anfang des nächsten Jahres wird sich auch das Finanzamt bei Dir melden und vermutlich eine größere Steuernachzahlung anstehen. Deshalb raten wir dazu, mindestens 30 Prozent der Einnahmen für solche Fälle zurückzulegen.
Wie erkenne ich “schlechte Kunden”?
In Zeiten des Internets hast du die Möglichkeit, dich über Interessenten, die deine Dienstleistungen angefragt haben, vorab zu informieren. Du kannst beispielsweise in deinem Netzwerk nachfragen, ob schon jemand Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht hat und dir darüber berichten lassen. Gibst du das Unternehmen bei einer Suchmaschine ein, werden dir ebenfalls sehr häufig Bewertungen des Unternehmens angezeigt. Diese solltest du genauestens studieren und vielleicht auch mal mit dem einen oder anderen Bewerter Kontakt aufnehmen.
Manche Kunden drängen auf eine schnelle Erledigung ihrer Aufträge, lassen sich dann mit der Bezahlung viel Zeit. Gerade bei Neukunden ist es ratsam, eine Vorauszahlung zu verlangen. Durchaus üblich sind dabei 30 bis 40 Prozent der zu erwartenden Kosten. Lassen sich diese noch nicht genau bestimmen, so kannst du auch einen Festbetrag als Vorauszahlung verlangen.
Die Vorauszahlung wird dann natürlich in der Rechnung entsprechend ausgewiesen und zum Abzug gebracht. Stimmen die Kunden einer Vorauszahlung nicht zu, so kannst du ja immer noch eine wochenweise Rechnungslegung vorschlagen. Wird die Rechnung dann nicht in der von dir angegebenen Frist beglichen, arbeitest du an dem Projekt erst mal nicht weiter, sondern widmest dich anderen Aufträgen. So sind deine finanziellen Verluste wahrscheinlich noch überschaubar.
Manche Kunden wünschen auch, dass später zu den erbrachten Leistungen noch weitere folgen sollen, die eigentlich gar nicht abgesprochen waren. Hier hilft es, vorab einen Vertrag abzuschließen, in dem unter anderem genau geregelt ist, welche Dienstleistungen von dir erbracht werden sollen und wie hoch deine Vergütung ausfällt.
Fazit
Wer als Freelancer tätig werden möchte, braucht gerade zu Beginn viel Ausdauer. Zuerst einmal muss er sich darüber im Klaren werden, welche Dienstleistungen er seinen Kunden anbieten kann. Hierbei kann es sich beispielsweise um IT-Dienstleistungen, um eine Virtuelle Assistenz, um Coachings, Weiterbildungsseminare in bestimmten Fachbereichen, aber auch um andere beratende Dienstleistungen, um die Content- und Webseitenerstellung, aber auch um einen Mietkochservice, einen Partyservice, einem Hausmeisterservice und dergleichen mehr handeln. Die Bandbreite an Tätigkeiten, die du als Freelancer ausüben kannst, ist sehr groß.
Bevor du aber in dein Business startest, raten wir dazu, ein Gründerseminar zu belegen. Hier bekommst du unter anderem steuerliche, buchhalterische, aber auch arbeitsorganisatorische Aspekte nähergebracht. Auch bei der Erstellung eines Businessplans kannst du hier Unterstützung finden. Beobachte auch deine Mitbewerber genau, schau dir deren Dienstleistungen und Services an und überlege dir, welche zusätzlichen Leistungen du noch offerieren kannst, um dich von den anderen Anbietern abzuheben.
Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
[1] https://sevdesk.de/lexikon/freelancer/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Mitarbeiter
[3] https://www.jannik-lindner.de/freelancer-werden/
Bildquelle: unsplash.com / Ali Yahya