In diesem Artikel erläutern wir dir die wichtigsten Fragen, mit denen du dich beschäftigen solltest, bevor du dich zum Arbeiten in die Türkei begibst. Damit wollen wir dir dabei helfen herauszufinden, ob du gerne in der Türkei arbeiten möchtest. Falls du dich schon dazu entschieden hast, findest du in diesem Artikel auch wichtige Informationen zu Visum, Jobsuche und dem Leben in der Türkei.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste in Kürze
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2 Hintergründe: Was du über das Thema arbeiten in der Türkei wissen solltest
- 2.1 Was brauche ich, um in der Türkei arbeiten zu können?
- 2.2 Wie finde ich in der Türkei einen Job?
- 2.3 Wie sieht eine türkische Bewerbung aus?
- 2.4 Wie viel Gehalt verdient man in der Türkei?
- 2.5 Welche Steuern und Versicherungen muss ich in der Türkei zahlen?
- 2.6 Brauche ich ein Visum, um in der Türkei arbeiten zu können?
- 2.7 Wie ist die Arbeitsmoral in der Türkei?
- 2.8 Wissenswertes zum Umzug in die Türkei
- 3 Arbeiten in der Türkei: Diese Jobs und Arbeitsfelder sind besonders gefragt
- 4 Fazit
- 5 Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
Das Wichtigste in Kürze
- Am einfachsten ist es, wenn du bereits eine feste Arbeitsstelle in der Türkei hast, bevor du einreist. Die Jobsuche vor Ort gestaltet sich schwieriger und auch die Beantragung der nötigen Genehmigungen ist einfacher von deinem Heimatland aus.
- Grundsätzlich erhöhst du deine Jobchancen, wenn du Türkisch sprichst. Sowohl bei befristete Teilzeitstellen als auch bei längerfristige Vollzeitanstellungen kommt dir die Sprachkenntnis zugute.
- Die Branchen, in denen du als Ausländer die besten Chancen auf eine Anstellung hast, sind Tourismus, Bildung, Kinderbetreuung und internationale Organisationen. Es gibt aber auch Berufe, die du nur ausüben kannst, wenn du die türkische Staatsangehörigkeit besitzt.
Hintergründe: Was du über das Thema arbeiten in der Türkei wissen solltest
Nachfolgend haben wir dir eine Übersicht zu allen wichtigen Fragen rund um das Thema arbeiten in der Türkei zusammengestellt.
Was brauche ich, um in der Türkei arbeiten zu können?
- Visa
- Arbeitsgenehmigung
- Aufenthaltsgenehmigung
Um in der Türkei arbeiten zu können, brauchst du zusätzlich zum Visa auch eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung. Du willst ja dort nicht nur Ferien machen, sondern dir zumindest für eine gewisse Zeit ein Leben aufbauen. Die Arbeitsgenehmigung erhältst du vom türkischen Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit. Diese Arbeitserlaubnis solltest du parallel zum Arbeitsvisum beantragen.
Um eine Arbeitserlaubnis zu beantragen, brauchst du einen Arbeitsvertrag oder zumindest eine Zusage für die Stelle, die du antreten möchtest. Du und dein Arbeitgeber müsst beide die nötigen Dokumente beim Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit einreichen. Die Arbeitserlaubnis ist an die jeweilige Stelle gebunden und mindestens auf ein Jahr beschränkt.
Du solltest unbedingt genügend Zeit vor deiner Abreise für die Maßnahmen des Einwanderungsverfahrens einplanen. Die Bearbeitung der Anträge für Visa und andere Genehmigungen kann einige Monate in Anspruch nehmen.
Abgesehen von diesen bürokratischen Maßnahmen, solltest du auch die türkische Sprache beherrschen, um in der Türkei zu arbeiten. Türkischkenntnisse sind für viele Stellen oft Voraussetzung.
Wie finde ich in der Türkei einen Job?
Hier findest du eine Übersicht zu den Berufen, die du als Ausländer nicht ausführen darfst und Jobs, die besonders beliebt sind bei ausländischen Arbeitnehmern:
- Sicherheitsbranche, Zoll, medizinisches und juristisches Personal: türkische Staatsangehörige
- Tourismus, Gastronomie, Kinderbetreuung, Bildung: türkisches und ausländisches Personal
Zusätzlich erschwert auch ein Quotensystem auf dem türkischen Arbeitsmarkt die Jobsuche ausländischer Arbeitskräfte. Für jeden ausländischen Arbeitnehmer müssen fünf türkische Arbeitnehmer im Unternehmen beschäftigt sein.
Ein sehr wichtiges Kriterium bei der Jobsuche in der Türkei sind deine Sprachkenntnisse. Im Allgemeinen erhöhen gute Kenntnisse der türkischen Sprache und eine gute Ausbildung deine Jobchancen. Deshalb sind gerade türkische Rückkehrer aus Deutschland bei Arbeitgebern sehr gefragt.
Eine weitere Schwierigkeit bei der Jobsuche ist, dass viele Stellen gar nicht offiziell ausgeschrieben werden. Um deine Chancen auf einen Job zu erhöhen, brauchst du also gute Beziehungen und viel Eigeninitiative. Wenn du bereits jemanden in der Firma kennst, kann dich diese Person dem Arbeitgeber empfehlen. Außerdem können dir auch die sozialen Netzwerke bei der Suche behilflich sein.
Es ist um einiges einfacher, wenn du bereits eine Stelle hast, bevor du in die Türkei einreist. Eine Stelle vor Ort zu suchen ist schwierig und erschwert den Prozess der verschiedenen Genehmigungen und des Visums.
Wie sieht eine türkische Bewerbung aus?
Wenn du dich für eine Stelle interessierst, bei der du dich formal bewerben musst, gelten die gleichen Anforderungen, wie in anderen Ländern: Du musst ein persönliches Anschreiben und einen Lebenslauf vorweisen.
Der Lebenslauf sollte, wenn möglich, nicht länger als eine Seite sein. Darauf führst du deine Kontaktdaten, deine Arbeitserfahrung und deinen Bildungsweg auf. Halte auch das Anschreiben möglichst kurz. Beschränke dich auf drei bis vier aussagekräftige Absätze. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der türkische Arbeitgeber deine Angaben überprüft. Übertreib also nicht und bleib bei der Wahrheit.
Wenn du dich bei einem türkischen Arbeitgeber bewirbst, solltest du die Unterlagen auch auf Türkisch liefern. Bei einer Bewerbung für die türkische Außenstelle eines westlichen Unternehmens sieht das schon anders aus. Da kannst du dich auf Englisch oder manchmal sogar Deutsch bewerben.
Wie viel Gehalt verdient man in der Türkei?
- Ländliche Regionen: 430 Euro pro Monat
- Städte: 860 Euro pro Monat
Der Mindestlohn in der Türkei beträgt seit 2016 umgerechnet etwa 380 Euro. Wie viele Kosten dieses Geld abdecken kann, hängt von der Region ab. Die Lebenskosten sind in der Metropole Istanbul am teuersten.
Durchschnittlich verdienen die Türken etwa 800 Euro pro Monat. Das Einkommen unterscheidet sich allerdings stark nach Regionen. Im ländlichen Südanatolien haben Familien im Durchschnitt etwa 5100 Euro pro Jahr zur Verfügung. Im wirtschaftliche starken Istanbul ist diese Zahlt etwa doppelt so groß. 10400 Euro ist das durchschnittliche Einkommen einer Familie aus Istanbul.
Es kommt vor, dass die niedrigen Kosten nicht durch den ebenfalls niedrigen Lohn abgedeckt werden. Es ist allerdings oft der Fall, dass der Arbeitgeber Leistungen wie Verpflegung und Arbeitskleidung finanziert und auch einen Beitrag an der Miete zahlt.
Welche Steuern und Versicherungen muss ich in der Türkei zahlen?
Als ausländischer Arbeiter hast du das Recht auf Arbeitslosengeld, wenn du legal in der Türkei arbeitest, volljährig bist und 600 Tage innerhalb von 3 Jahren gearbeitet hast. 1% deines Bruttogehalts fließt in die Arbeitslosenversicherung.
Diese bietet die bessere Versorgungsqualität als die öffentliche Versicherung. Das Personal in privaten Krankenhäusern ist meist besser ausgebildet und kann sich in mehreren Sprachen verständigen.
Du wirst nach 6 Monaten Aufenthalt in der Türkei steuerpflichtig. Dabei spielt es keine Rolle, ob du in der Türkei gearbeitet hast oder nicht. Du musst dein Einkommen versteuern. Die Höhe der Einkommenssteuer hängt von deinem Gehalt ab. Sie liegt zwischen 15 und 35%.
Brauche ich ein Visum, um in der Türkei arbeiten zu können?
Ein Arbeitsvisum ermöglicht in der Regel die mehrmalige Einreise in die Türkei. Um ein Visum zu beantragen, brauchst du
- einen gültigen Reisepass (mindestens 90 Tage über die Dauer des angeforderten Visums gültig.)
- ein Bewerbungsformular, das du beim Außenministerium erhältst
- zwei Passfotos
- einen Nachweis deiner Krankenversicherung
- entweder ein Rückfahrticket oder eine Bestätigung dafür, dass du genug finanzielle Mittel hast, um wieder ausreisen zu können
- die Begleichung der Antragsgebühren für das Visum
Wenn du währen deiner Arbeit in der Türkei das Land auch wieder verlassen möchtest, solltest du darauf achten, ein Visum mit Erlaubnis zur Wiedereinreise zu beantragen. Sonst kann es vorkommen, dass du womöglich nicht wieder in die Türkei einreisen darfst, wenn du das Land verlassen hast.
Zusätzlich zu deinem Antrag muss auch dein Arbeitgeber die benötigten Dokumente an das türkische Amt für Arbeit und soziale Sicherheit übermitteln. Haben sowohl du als auch dein Arbeitgeber die erforderlichen Unterlagen eingereicht, beginnt der Bewerbungsprozess für dein Arbeitsvisum und deine Arbeitserlaubnis.
Die Arbeitserlaubnis ist zunächst auf ein Jahr begrenzt. Sie kann allerdings verlängert werden. Wenn du ununterbrochen 8 Jahre lang in der Türkei gearbeitet hast, kannst du eine unbefristete Arbeitserlaubnis beantragen.
Sobald der Antrag für deine Arbeitserlaubnis bestätigt ist, musst du die anfallenden Gebühren bezahlen. Wenn du dann endlich in der Türkei angekommen bist, musst du dich bei der Polizei registrieren. Dort erhältst du deine Aufenthaltserlaubnis. Hast du dann alle erforderlichen Genehmigungen erhalten, darfst du mit der Arbeit in der Türkei anfangen.
Wie ist die Arbeitsmoral in der Türkei?
In der Türkei beträgt eine normale Arbeitswoche 45 Stunden. Dies ist allerdings stark von der jeweiligen Branche und Stelle abhängig. Wenn du einen Teilzeitjob im Gastronomiegewerbe antrittst, musst du mit sehr langen Arbeitszeiten rechnen. In der Hochsaison arbeitest du in der Tourismusbranche bis zu 7 Tage in der Woche.
Als ausländische Arbeitskraft hast du kaum Anspruch auf Urlaub. Wenn du als Teilzeitarbeitskraft arbeitest, kannst du in der Regel nicht die üblichen zwei Wochen Urlaub beanspruchen. Außerdem werden die westlichen Feiertage, die du vielleicht aus Deutschland kennst, von deinem türkischen Arbeitgeber wahrscheinlich nicht anerkannt.
Wissenswertes zum Umzug in die Türkei
Da du während deiner Arbeitszeit in der Türkei deinen Lohn dort beziehen wirst, möchtest du vermutlich ein Bankkonto eröffnen. Um ein Bankkonto in der Türkei zu eröffnen, brauchst du eine Steuernummer, die du zuerst beantragen musst. Außerdem musst du wahrscheinlich deine Aufenthaltserlaubnis vorweisen können.
Wenn du dich vor deinem Umzug in die Türkei näher mit der türkischen Sprache befassen möchtest, muss dir eines klar sein: Türkisch ist nicht gleich Türkisch. Das Türkisch, das in Istanbul gesprochen wird, gilt als die Standardform. Doch innerhalb des Türkischen gibt es viele Dialekte. Um die türkische Sprache richtig zu erlernen, solltest du eine Sprachschule besuchen, einen Privatlehrer Engagieren oder auf irgend eine andere Weise regelmäßig mit der Sprache in Kontakt treten.
Vor der Abreise in die Türkei solltest du dich vergewissern, dass du alle nötigen Schritte für den Umzug vorgenommen hast. Stelle sicher, dass du alle nötigen Versicherungen abgeschlossen hast und Verträge gekündigt hast, die du nicht länger brauchst.
Arbeiten in der Türkei: Diese Jobs und Arbeitsfelder sind besonders gefragt
Da es gewisse Berufe gibt, die nur türkische Staatsangehörige ausüben dürfen, ist die Auswahl an Jobs für Ausländer beschränkt. In den folgenden vier Branchen hast du allerdings auch als Ausländer gute Aussichten auf eine Arbeitsstelle.
Tourismus
Auch in der Tourismusbranche wird Mehrsprachigkeit geschätzt. Je mehr Sprachen du sprichst, desto wertvoller bist du als Arbeitskraft im Tourismussektor. Dort sind Teilzeitstellen für Ausländer einfach zu finden. Am besten suchst du dir eine solche Stelle, bevor im Mai langsam die Urlaubssaison anfängt. Diese Teilzeitstellen kannst du online oder vor Ort finden. Es lohnt sich, bei Bars, Restaurants, Cafés und Clubs direkt nach einer freien Stelle zu fragen.
In Restaurants und Bars werden Ausländer als Arbeitskräfte zwar geschätzt, aber nicht sehr gut bezahlt. Es ist möglich, an solche Jobs heranzukommen, ohne ein Arbeitsvisum zu besitzen. Denk aber daran, dass du somit illegal arbeitest und du nicht vor der Ausbeutung durch deine Arbeitgeber geschützt bist. Hotels und Ferienressorts bezahlen ihren Angestellten zwar mehr, doch diese Stellen sind rar und schwierig zu ergattern.
Bildung
Bildung gehört zu den Branchen, in denen es für Ausländer am einfachsten ist, eine Stelle in der Türkei zu finden. Dabei wird Wert auf Fremdsprachen und insbesondere Englisch gelegt.
Um in der Türkei eine Stelle als Lehrer zu finden, wendest du dich am besten direkt an öffentliche und private Schulen und Sprachschulen. Wenn du fließend Englisch sprichst, kannst du dich auch auf Online-Portalen wie TEFL nach einer Stelle umschauen.
Nicht bei allen Lehrerstellen ist eine Lehrbefähigung nötig. Zum Teil reicht es, wenn du einen Hochschulabschluss vorweisen kannst. Wenn du sehr gute Englischkenntnisse hast, kannst du Studenten bei der Prüfungsvorbereitung für ein Sprachzertifikat unterstützen. Dies ist ein sehr beliebter Weg, um an eine Stelle in der Türkei kommen.
Kinderbetreuung
Ausländische Kinderbetreuungen sind in der Türkei gefragt. Auch hier spielt die Mehrsprachigkeit eine wichtige Rolle. Viele Eltern möchten ihre Kinder gerne so früh wie möglich mit Englisch in Kontakt bringen.
Wenn du dich für eine Stelle als Kinderbetreuung oder Au-pair bewerben möchtest, siehst du dich am besten auf Online-Portalen wie beispielsweise Online-Nanny um.
Internationale Organisationen
Viele der Ausländer, die zum Arbeiten in die Türkei kommen, arbeiten für internationale Unternehmen, Botschaften oder Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Auch hier hast du bessere Chancen, wenn du mehrere Sprachen sprichst.
Wer in internationalen Organisationen tätig ist, hat meistens bereits eine sichere Arbeitsstelle, bevor er oder sie überhaupt in die Türkei kommen. Die Aussichten, von der Türkei aus eine Stelle zu finden, sind sehr gering.
Fazit
Die Türkei lockt zwar mit ihrem angenehmen Klima, der beeindruckenden Landschaft und der wachsenden Wirtschaft. Doch leider ist es für Ausländer gar nicht so einfach, an eine Stelle zu kommen. Wenn du für längere Zeit einer festen Arbeit in der Türkei nachgehen möchtest, solltest du diese Stelle bereits vor deiner Einreise bestätigt haben.
Befristete Teilzeitjobs in der Tourismusbranche sind zwar leicht zu haben, bringen aber nicht viel ein. Die meisten anderen Arbeitsfelder, die für Ausländer zugänglich sind, versprechen zwar mehr Lohn, Stellen sind allerdings seltener.
Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links
[1] https://www.invest.gov.tr/en/pages/home-page.aspx
[2] https://www.yenibiris.com/is-ilanlari/turizm-otelcilik
[3] http://www.mfa.gov.tr/sub.en.mfa?cc4e437c-6769-4d79-9017-10b63c651224
Bildquelle: unsplash / Anna