Zuletzt aktualisiert: September 16, 2024
Die Niederlande ist aufgrund ihrer malerischen Landschaft und der weiten Strände für viele Deutsche zu einem Lieblingsreiseziel geworden. Einige können sich sogar vorstellen davon, in das Nachbarland auszuwandern. Wenn du auch zu denjenigen gehörst, die die Niederlande anvisieren, dann steht dem möglicherweise nicht mehr viel im Wege.

Wenn du bereits über Berufserfahrung verfügst und gute Englisch- oder sogar Niederländischkenntnisse hast, dann bist du nur noch wenige Schritte vom Leben in den Niederlanden entfernt.




Das Wichtigste in Kürze

  • Die Niederlande ist gerade für viele junge als auch für berufserfahrene Menschen sehr attraktiv, da viele große Unternehmen dort angesiedelt sind und so arbeiten in einem internationalen Umfeld gewährleistet wird.
  • In den Niederlanden herrschen im Berufsleben eher informale Strukturen, außerdem wird vermehrt auf flexible Arbeitsmodelle wie etwa die Viertagewoche gesetzt.
  • Besonders gute Jobaussichten in den Niederlanden bieten die Branchen: Bau, Industrie und Gesundheitswesen.

Hintergründe: Was du über das Thema Arbeiten in den Niederlanden wissen solltest

In den letzten Jahren hat ein starkes Wirtschaftswachstum zu Spannungen auf dem niederländischen Arbeitsmarkt geführt. Dies bedeutet, dass in beinahe allen Regionen mehr Stellen für Arbeitssuchende offen geblieben sind.

Die Niederlande überzeugt mit ihrer malerischen Landschaft und zieht Jahr für Jahr viele Touristen und auch Einwanderer an. (Bildquelle: Adrien Olichon / Unsplash)

Gleichzeitig nimmt die Zahl der offenen Stellen weiter zu. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, die Niederlande als Standort genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was brauche ich, um in den Niederlanden arbeiten zu können?

Um in die Niederlande einreisen zu können, benötigen EU-Bürger lediglich einen gültigen Reisepass oder Personalausweis. Solltest du länger als drei Monate in den Niederlanden bleiben wollen, dann ist es notwendig dich beim IND (Immigratie- en Naturalisatiedienst) zu melden und zu registrieren.

Dort kannst du auch gleich eine Auslandsaufenthaltserlaubnis beantragen. Hier ist zu erwähnen, dass diese für EU-Bürger zwar nicht zwingend erforderlich ist, sich allerdings in mancher Hinsicht als ziemlich nützlich herausstellen kann.

Beispielsweise erkundigen sich viele Arbeitgeber, Banken und andere offizielle Institutionen danach. Bei Aufenthalten von mehr sechs Monaten musst du dich ansonsten noch um eine Krankenversicherung kümmern.

Wie finde ich in den Niederlanden einen Job?

Solltest du auf der Suche nach einem Job in den Niederlanden sein, gibt es unzählige Möglichkeiten, auf die du zurückgreifen kannst. Besonders populär sind (Online-)Jobbörsen und -portale, auf denen man potenzielle Arbeitgeber direkt von Zuhause aus kontaktieren kann.
Da die erste Kontaktaufnahme meist online erfolgt, kann man die Jobsuche bereits in Deutschland starten, und sich nach geeigneten und interessanten Stellen umsehen.

Nützliche Seiten, die dir die Jobsuche erleichtern können:

  • EURES
  • EURAXESS (Researchers in Motion)
  • Careers in Holland
  • JobIsland Niederlande
  • Steptone Niederlande
  • Monsterboard
  • Career Builder Niederlande
  • NetherlandsJobsite.com
  • intermediair (speziell für Akademiker)
  • BACKINJOB (Jobs in deutscher Sprache)

Ebenso kannst du dich auch an die Jobbörse der Arbeitsagentur wenden, die reichlich Stellen in den Niederlanden anbieten. Alternativ kannst du dich auch Vorort über Stellenanzeigen in den ansässigen Zeitungen und Magazinen bewerben.

In Deutschland kann man sich etwa über die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) beraten lassen. Außerdem gibt es private Agenturen, die dich bei der Jobsuche unterstützen, dir bei der Bearbeitung von Formularen helfen oder für dich Sprachkurse organisieren.

Wie sieht eine niederländische Bewerbung aus?

Das Bewerbungsverfahren in den Niederlanden weich nur leicht von dem in Deutschland ab. Vorwiegend werden die Bewerbungen auf Niederländisch und Englisch verfasst, je nach Stelle und Unternehmen kann es jedoch durchaus sein, dass du dich auch auf Deutsch bewerben kannst.

Zahlreiche Stellen werden von Zeitarbeitsfirmen veröffentlicht, ebenso verbreitet sind Initiativbewerbungen.

In den Niederlanden wird meist nur eine aussagekräftige Kurzbewerbung versendet, die aus:

  • einem Anschreiben und
  • dem Lebenslauf

besteht.

Den Lebenslauf sollte man mit einer detaillierten Auflistung aller vorhandenen Sprachkenntnisse mit Niveau in Sprache und Schrift versehen. Entscheidend ist es außerdem deine Motivation überzeugend darzulegen und genau zu schildern, weshalb du bei dem jeweiligen Unternehmen arbeiten möchtest und du der/die Richtige für diesen Job bist.

Oftmals werden zur Vorauswahl Telefoninterviews durchgeführt – deshalb solltest du bei der Angabe deiner Sprachkenntnisse nichts beschönigen, da du in diesem Schritt unbedingt in der Lage sein solltest, dich auf Englisch oder Holländisch überzeugend zu präsentieren.

Bewerbungsgespräche in den Niederlanden sind in der Regel weniger formell als in Deutschland. Ein casualer Kleidungsstil und duzen im Jobinterview sind üblich.

Wie viel verdient man in den Niederlanden?

Im Jahr 2017 betrug das durchschnittliche Gesamteinkommen in den Niederlanden 52.877 Euro pro Jahr. Dieser Wert wird jedoch durch das hohe Gehalt Einzelner verzerrt, sodass laut CPB (Niederländisches Amt für wirtschaftspolitische Analyse) das häufigste Jahresgehalt bei 34.000 Euro liegt (monatliches Gesamteinkommen von 2.615 Euro).

Es wird geschätzt, dass das jährliche Gesamteinkommen bis 2020 auf ungefähr 36.000 Euro steigt (monatliches Gesamteinkommen 2.769 Euro).

Welche Steuern und Versicherungen muss ich in den Niederlanden zahlen?

Auch in den Niederlanden muss Steuern gezahlt werden, allerdings unterscheidet sich das Steuersystem von dem in Deutschland. Unterschiedliche Steuerklassen, wie in Deutschland, gibt es beispielsweise nicht. Das Einkommen wird hierbei in drei Tarifgruppen, den sogenannten „Boxen“ eingeteilt:

  • Box 1 für die Einkünfte aus Arbeit und Wohneigentum
  • Box 2 für Einkünfte aus einer wesentlichen Beteiligung (mind. 5% Eigentum an einer Kapitalgesellschaft)
  • Box 3 für das vorhandene Vermögen

Steuern

Näher beleuchtet werden in diesem Fall die Boxen 1 und 3, da sie auf die meisten Leute zutreffen. Zum Einkommen in Box 1 gehören alle Einkünfte aus Arbeit, d. h. Lohn aus einem Arbeitsverhältnis, Gewinne aus einer Unternehmung, Rente oder Arbeitslosengeld.

Das Einkommen in Box 1 wird mit Steuersätzen, die in Stufen eingeteilt sind, versteuert. Das heißt, jeder zahlt für die ersten 20.384 Euro seines Jahreseinkommens den Steuersatz von Stufe 1, für den nächsten Teil seines Einkommens die Steuer von Stufe 2 usw..

In den Steuersätzen sind auch die Beiträge zu den Volksverzekeringen, also den Sozialversicherungen, enthalten. Die Einkommensgrenzen und Steuersätze inkl. Sozialversicherung ab dem 1. Januar 2020 sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Die niederländischen Einkommensgrenzen und Steuersätze inkl. Sozialversicherung ab dem 1. Januar 2020.

Zum Einkommen / Vermögen in Box 3 gehören sämtliche Konten, Sparbücher, Geldanlagen, Aktien, Bargeld und auch eine Zweitwohnung, sowohl im Inland als auch im Ausland. Evtl. vorhandene Schulden werden vom Vermögen wieder abgezogen.

Ab 2020 gibt es einen Freibetrag von € 30.846,- pro Person. Das zu versteuernde Vermögen / Einkommen in Box 3 ist also grob gesagt das Vermögen abzüglich der Schulden und des Freibetrags.

Es gibt in den Niederlanden einen Freibetrag für das zu versteuernde Vermögen.

Sozialversicherungen

Die Beiträge der Sozialversicherungen werden zusammen mit der Lohnsteuer unter dem Namen loonheffing in einem Betrag vom Bruttolohn abgezogen.

Außerdem ist man gegen Arbeitslosigkeit versichert, allerdings wird der Beitrag von den Arbeitgebern bezahlt. Neben den Beiträgen für die staatliche Rente, zahlen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in einen Pensionsfonds ein, der je nach Branche bzw. Unternehmen stark variiert.

Unabhängig vom Arbeitsverhältnis muss jeder Einwohner in den Niederlanden, der über 18 eine Krankenversicherung abschließen. Die einzigen Ausnahmen sind ausländische Rentner und Studierende mit Krankenversicherung im Ausland.

Wie ist die Arbeitsmoral in den Niederlanden?

Es gibt einige Unterschiede zwischen der gelebten Arbeitsmoral in den Niederlanden und der in Deutschland.

Laut Gesetz können Mitarbeiter in den Niederlanden bis zu 9 Stunden am Tag und bis zu 45 Stunden pro Woche arbeiten. Normalerweise arbeiten Sie fünf Tage die Woche, aber manchmal tritt auch eine viertägige Arbeitswoche auf. Das Arbeitstempo in den Niederlanden ist allerdings ein ganzes Stück niedriger, als man es in Deutschland gewöhnt ist. Das kann zunächst sehr angenehm sein, birgt aber auch so einige Tücken, denn nicht selten wird der eigene Arbeitsablauf unterbrochen.

Üblich sind Geschäftsbesprechungen ohne festen Zeitrahmen, die auch mal ohne konkrete Ergebnisse enden. Für deutsche Verhältnisse ist die „Vergadercultuur“ sehr gewöhnungsbedürftig, in den Niederlanden gehört sie jedoch fest zum Arbeitsalltag dazu.

In den Niederlanden ist es üblich, das man sich, wie im normalen Alltag, auch im Berufsleben duzt und dem gegenüber mit Vornamen anspricht. (Bildquelle: 123rf.com / Dmitrii Shironosov)

Sollten allerdings doch konkrete Festlegungen gemacht werden, dann bedeutet das nicht, dass diese am Folgetag noch dieselbe Gültigkeit besitzen. Denn Anregungen von Geschäftspartnern oder der Kollegen, die am Tag der Besprechung nicht anwesend waren, werden oftmals auch im Nachhinein berücksichtigt und gegebenenfalls auch berücksichtigt.

Eine weitere Besonderheit ist, dass man sich an Krankheitstagen in den Niederlanden nicht vom Arzt krankschreiben lassen muss. Man bleibt einfach zu Hause und meldet sich persönlich beim Arbeitgeber krank. Allerdings kann es durchaus sein, das der Chef, sich telefonisch nach dem Wohlbefinden erkundigt, in größeren Betrieben üblicherweise ein externer Arbeits- und Gesundheitsdienst.

Wissenswertes zum Umzug in den Niederlanden

Für EU-Bürger stellt das Einwandern in die Niederlande keine große Hürde dar, da die Niederländer als eines der Länder ist, die das Schengen-Abkommen unterzeichnet haben.

Zum Thema Einreise in die Niederlande hält die Website des Imigratie- en Naturalisatiedienstes außerdem weitere Informationen bereit.

Arbeiten in den Niederlanden: Diese Jobs und Arbeitsfelder sind besonders gefragt

Die Niederlande sind ein beliebtes Ziel für junge Leute, insbesondere um als Au Pair dort zu arbeiten, zum Studieren oder ins Ausland zu reisen. Wenn du jedoch länger, vielleicht sogar dauerhaft, in den Niederlanden leben möchtest, benötigst du einen festen Arbeitsplatz.

Neben einer schönen Landschaft kann die Niederlande auch mit einem modernen Stadtbild dienen, dass viele Unternehmen anspricht. (Bildquelle: Regina / Unsplash)

Die Niederlande ist nicht nur interessant für junge Menschen, die während oder nach ihres Studiums die Niederlande für ihren Auslandsaufenthalt anvisieren, sondern auch für Menschen mit mehrjähriger Berufserfahrung.

Wenn du eine feste Anstellung mit entsprechenden Qualifikationen und Erfahrungen und vorzugsweise mit Niederländischkenntnissen suchst, dann lassen sich Stellen in verschiedenen Branchen und Bereichen finden.

Tourismus / Gastronomie

Der Tourismus ist das ganze Jahr über die treibende Kraft der Wirtschaft. Es gibt Resorts im ganzen Land, die zunehmend Fachkräfte aus den Bereichen Tourismus, Gastronomie und Gastgewerbe suchen und einstellen. Darüber hinaus zeitlich befristet Arbeitskräfte für die Hauptsaison (Sommer, Weihnachten und Silvester) gesucht.

Da die Niederlande bei deutschsprachigen Touristen beliebt ist, freuen sich Hotels besonders über deutschsprachiges Personal.

Informations- und Kommunikationstechnologien

In den Niederlanden sind viele internationale Unternehmen und viele globale Organisationen ansässig, die ihren IT Support immer weiter ausbauen. Die Entwicklung und Programmierung von Software folgt nicht unbedingt niederländische Befehle. Dies bedeutet, dass die Softwareentwicklung und -support normalerweise auch auf Englisch erfolgen können.

Deshalb ist dies eine Arbeitsmöglichkeit für Softwareentwickler, Administratoren, Datenbankadministratoren, Berater und Manager mit guten Englischkenntnissen.

Bauwirtschaft

Überall in den Niederlanden entstehen neue Geschäftszentren sowie Büro- und Hotelgebäude. Es mangelt an Ingenieuren, Architekten und Bauingenieuren.

Die niederländische Bauindustrie ist immer noch auf dem Vormarsch. Trotz des anhaltenden Personalmangels nimmt die Produktion der Baubranche stetig zu. (Bildquelle: Scott Blake / Unsplash)

Das führte dazu, dass Ende 2018 mehr als 25% der offenen Stellen im technischen Bereich lagen. Auch der Bedarf an Mechanikern, Elektrikern, Bauarbeitern und Hilfsarbeitern nimmt stetig zu.

Dienstleistungen

Neben dem produzierenden Gewerbe ist die Dienstleistungsbranche besonders hervorzuheben. Amsterdam hat den Flughafen Schiphol, einen der größten Flughäfen in Europa, während die Häfen von Rotterdam und Amsterdam zu den größten Flughäfen der Welt gehören.

Große Finanzdienstleister wie ING, Fortis und AEGON in den Niederlanden befinden sich ebenfalls in den Niederlanden. Aufgrund der hohen Ausprägung der Dienstleistungsbranche sind vor allem Kundenberater, die einen guten Umgang mit Menschen haben, besonders willkommen.

Fazit

Insgesamt ist also zu sagen, sollte man Auswandern nicht überstürzen, sondern gut abwägen. Je nach in welchen Teil der Niederlanden es dich verschlägt, wirst du mit unterschiedlichen Gegebenheiten zurechtkommen müssen. Zu berücksichtigen ist, dass im Vergleich zu Deutschland, einige Systeme und Vorgehensweisen sehr unterschiedlich sind.

Daher ist eine gute Vorbereitung ist  das A und O um erfolgreich durchstarten zu können. Wenn du die hier im Artikel aufgezeigten Aspekte verinnerlichst, bist du bestens gerüstet und kannst in das Abenteuer Niederlande starten.

Weiterführende Literatur: Quellen und interessante Links

[1] https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/startseite

[2] https://www.nach-holland.de/auswandern

[3] https://ind.nl/en/work/working_in_the_Netherlands

Bildquelle: unsplash.com / Javier M.

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